Katholische Kirche Kirchhain St. Bonifatius und St. Elisabeth
Samstag: |
18.00 Uhr Vorabendmesse |
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Mittwoch: | 9.00 Uhr - Heilige Messe | |
Bürozeiten: | Montag: 9.00 - 10.30 Uhr | |
Mittwoch: im Anschluss an die Heilige Messe |
Die katholische Gemeinde in Kirchhain
Die Stadt Kirchhain war bis zur Reformation dem Bistum Meißen zugehörig. Bereits um das Jahr 1200 entstand die Stadtkirche St. Marien. Durch das 1165 gestiftete Kloster Dobrilugk fand ein planmäßiger Siedlungsaufbau der Klosterländereien mit Hilfe deutscher Kolonisten statt. Sie legten Dörfer an und errichteten Kirchen. Aufgrund der wachsenden Zahlen von Siedlungen, Kirchen und Christen waren auch bald kirchliche Verwaltungsstrukturen nötig. Das Bistum Meißen wurde in so genannte Erzdiakonate und diese wiederum in Erzpriestersprengel unterteilt. Kirchhain war nachweislich seit dem 13. Jahrhundert Sitz eines Erzpriesters. Kurz vor der Reformation um 1500 bestand dieser Sprengel aus insgesamt 24 Pfarreien.
Durch die Reformation, ausgelöst durch die 95 Thesen Martin Luthers, wandten sich viele Menschen unserer Region der neuen Lehre zu. 1539 berief man den ersten lutherischen Geistlichen nach Kirchhain und das Kloster Dobrilugk, ein Streitobjekt zwischen den Mächten, wurde im Jahr 1541 säkularisiert. Im Jahr 1581 besiegelte der Meißner Bischof mit seiner Resignation und Heirat das Ende des Bistums, zumindest im sächsischen Teil seiner Diözese. Für die unter böhmischer Herrschaft stehende Ober- und Niederlausitz hatte der Bischof vorher einen Apostolischen Administrator des Bistums eingesetzt. Somit blieb das Bistum Meißen in beiden Lausitzen vorerst bestehen. In der Niederlausitz nahm sich in den folgenden zwei Jahrhunderten nach der Reformation, das einzig verbliebene Kloster Neuzelle der wenigen Katholiken an.
Nach dem Wiener Kongress 1815 und der politischen Neuordnung in Deutschland ging Preußen gegen die verbliebene Rechtskonstruktion des sächsischen Bistums Meißen vor und übertrug Neuzelle und die Niederlausitz dem Bistum Breslau.
Die Industrielle Revolution vollzog einen Wandel von der Agrargesellschaft in eine Industriegesellschaft und brachte einen Aufschwung, der in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine ersten Auswirkungen zeigte. In Kirchhain kam es etwa seit 1850 zu diesem Aufschwung vor allem im Gerberhandwerk. Die wachsenden Betriebe führten zu einem enormen Bevölkerungswachstum, wodurch sich Familien aus den unterschiedlichsten Landesteilen auch in Kirchhain ansiedelten. Im Zuge dieser Zuwanderung kamen 1859, runde 300 Jahre nach der Reformation, mit der Familie Reinecke die ersten Katholiken nach Kirchhain und bildeten den Grundstock der katholischen Gemeinde. Die Reineckes stammten aus dem eichsfeldischen Leinefelde. Sie waren Fellhändler, die hierher kamen, auf Grund der Handelsbeziehungen zu den kirchhainer Gerbern.
Die Gemeinde entwickelte sich gut. Lediglich ein katholischer Priester war weit entfernt. Bis 1864 war der rund 100 Kilometer entfernte Pfarrer von Neuzelle, nach 1864 der Pfarrer von Lübben zuständig. Man hielt sich daher an den näher gelegenen Pfarrer in Torgau, der jedoch schon einem anderen Bistum angehörte. Nach dem Bau der Halle-Sorauer Eisenbahnstrecke im Jahr 1871 und der damit verbundenen Reisezeitersparnis, konnte man in Kirchhain einen monatlichen Gottesdienst einführen. Zum Gottesdienst versammelten sich die Katholiken aus der Umgebung abwechselnd in Gasthäusern oder Privatwohnungen. Erst ab etwa 1880 mietete man sich einen festen Betsaal in der ersten Etage der Friedrichstraße 22, der heutigen Potsdamer Straße 52.
Die Zahl der Katholiken in Kirchhain nahm stetig zu, bereits in den 1870er Jahren bemühten sie sich, die Antstellung eines eigenen Geistlichen zu erwirken. Erst im Dezember 1903 berief das Bistum Breslau Kaplan Georg Kammel als Seelsorger nach Finsterwalde. Kammel hatte die etwa 200 Katholiken aus Finsterwalde, die ca. 100 aus Kirchhain und Dobrilugk sowie die Gläubigen aus insgesamt 113 umliegenden Dörfern zu betreuen. Den Mittelpunkt der Gemeinde bildete seit 1906 die Kirche St. Maria Mater Dolorosa in Finsterwalde. Seit der Übernahme dieser Stelle fand in Kirchhain nun zweimal im Monat ein Gottesdienst statt.
Die Zustände im Kirchhainer Betsaal waren unerträglich. Etwa 100 Gläubige drängten sich in den ca. 50qm großen Raum und das Treppenhaus. Es muss so beängstigend gewesen sein, dass man sogar mit der baupolizeilichen Sperrung des Hauses rechnen musste. Aus diesem und anderen Gründen konnte Georg Kammel den Bischof in Breslau davon überzeugen, in Kirchhain am Hagwall eine eigene Kirche zu bauen. Die Weihe des neuen Gotteshauses fand schließlich im Dezember 1908 am 2. Weihnachtsfeiertag statt. Es wurde unter den Schutz des Hl. Bonifatius und der Hl. Elisabeth gestellt.
Beinahe 30 Jahre war Pfarrer Kammel unermüdlich in seiner weitläufigen Pfarrei ohne priesterliche Unterstützung um die Seelsorge seiner Gemeinde bemüht. Erst 1932 erhielt Pfarrer Kammel zu seiner Entlastung den Kaplan Paul Matuszek aus Oberschlesien an seine Seite. Matuszek wurde zum Lokalkaplan in Kirchhain ernannt und war von hier aus für den gesamten westlichen Teil des damaligen Kreises Luckau zuständig.
Während des Zweiten Weltkrieges stieg die Zahl der Katholiken in Kirchhain aufgrund der bereits 1942 beginnenden Evakuierungen, vor allem aus Großstädten an. So erhöhte sich ihre Zahl von 360 im Jahr 1942 auf 500 im Jahr 1944. Im Zuge der Vertreibung der Deutschen aus den deutschen Ostgebieten nach dem Krieg vergrößerte sich ihre Zahl nochmals auf 2200, dass man in den 50er Jahren über eine Erweiterung der Kirche nachdenken musste. Schließlich fand erst in den Jahren 1966/67 die bauliche Vergrößerung statt, obwohl sich die Größe der Gemeinde, insbesondere aufgrund der Westabwanderung bereits wieder halbiert hatte. Bis zur politischen Wende 1989/90 blieb die Anzahl der Katholiken relativ konstant. Seit dem unterliegt die Gemeinde der allgemein in den Neuen Bundesländern anhaltenden Abwanderung.
Die katholische Gemeinde in Kirchhain war und ist ein wichtiges Identität stiftendes Element innerhalb der Bürgergemeinde unserer Stadt. Sie half den Menschen in der Vergangenheit hier heimisch und so auch ein Teil dieser Stadt werden zu können.
In Anbetracht dessen war es ein eindrucksvolles Zeichen der Verbundenheit, als im vergangenen Jahr die Bürger unserer Stadt gemeinsam mit der katholischen Gemeinde das 100-jährige Kirchweihjubiläum ihrer Kirche feierten.