Stadt Doberlug-Kirchhain
- Die einstige Heimat der Mönche und Gerber -
Die im Jahre 1950 aus dem Zusammenschluss zweier eigenständiger Ortschaften hervorgegangene Doppelstadt liegt am Fluss Kleine Elster, idyllisch, inmitten einer reichen und intakten Naturlandschaft. Mittlerweile selten gewordene Blumen und Heilpflanzen, wie Sonnentau und Arnika, einen artenreiche Vogelwelt mit Eisvogel und Fischadler aber auch das in den Wäldern lebende Reh-, Rot- und Schwarzwild zeichnen das städtische Umland regelrecht als Naturparadies aus. Darüber hinaus trifft man in Doberlug-Kirchhain auf zahlreiche steinerne Zeugnisse einer bewegten Stadtgeschichte, die man bequem zu Fuß oder per Rad erreichen und besichtigen kann.
Der Siedlungskammer „Dobraluh" schenkte der Chronist Thietmar von Merseburg bereits im hohen Mittelalter Beachtung, denn Kaiser Heinrich II. sammelte hier im Jahre 1005 sein Heer, um es gegen den Polenkönig Boleslaw Chobry in den Kampf zu führen. In dieser damals weitestgehend noch unwirtschaftlichen, sumpfigen Niederung siedelten sich dann bereits im 12. Jahrhundert auf Anweisung des Landesherrn Dietrich von Landsberg Zisterziensermönche aus Volkenroda (Thüringen) an. Sie rodeten den Wald, verwandelten durch Entwässerung Sumpf- und Ackerland und legten Obstgärten, Fischteiche sowie Weinberge an. Sogar Walther von der Vogelweide, der größte deutsche Lyriker des Mittelalters, hatte von der herausragenden kulturbringenden Leistung der Dobrilugker Mönche gehört und erwähnte sie im Jahr 1210 in einem seiner Gedichte.
Durch Kauf und Schenkung wuchs der Reichtum des Klosters erheblich. Dieser Sachverhalt fand eine Würdigung in dem früher häufig gebrauchten lateinischen Sprichwort „Cell et Buch faciunt unum Doberluch" (Zelle und Buch bilden zusammen ein Doberluch). Mit der Reformation endete die expansive Landnahme. Das Kloster wurde säkularisiert und Teile desselben durch einen Brand im Jahre 1852 zerstört. Die Klosterkirche gilt jedoch noch heute als eines der herausragendsten Baudenkmale Südbrandenburgs. In ihr lässt sich im Chor der Übergang vom romanischen zum gotischen Baustil deutlich erkennen. Die geschmackvoll kombinierte Anordnung von Gestaltungselementen des Mittelalters und der Neuzeit wirkt kontrastreich und zugleich harmonisch. Sehenswert sind u.a. der aus Senftenberg stammende spätgotische Flügelaltar aus dem 16. Jahrhundert, die ausdrucksstarken Fresco- Gemälde des Kirchenmalers Ernst Fey sowie die prächtige Bleiverglasung. Das aus einen ehemaligen Abtshaus hervorgegangene Renaissanceschloss befindet sich nur wenige Meter von der Klosterkirche entfernt. Es wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts fertig gesellt und beherbergte so prominente Gäste wie August den Starken und Friedrich den Großen. Der vor allem aus zweigeschossigen Häusern bestehende, denkmalgeschützte barocke Stadtkern lässt noch heute erkennen, dass unter Herrschaft Herzog Christian I. von Sachsen Merseburg im Jahre 1664 die damalige Stadt Dobrilugk planmäßig in Hufeisenform angelegt bzw. aufgebaut wurde.
Kirchhain, die alte Gerberstadt, befindet sich in einem Tal zu beiden Seiten der nach Süden fließenden Kleinen Elster. Erstmals erwähnt wurde die „Villa Kyrkhagen" in einer Urkunde aus dem Jahre 1234. Markgraf Heinrich der Erlauchte verlieh dem Ort im Jahre 1235 das Marktrecht. Das wohl älteste Gebäude, die Stadtpfarrkirche, wurde im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts in der nordwestlichsten Ecke der Kirchhainer Altstadt erbaut. Ihr Langhaus ist mit einer Holztonne überspannt, die wiederum mit eindrucksvollen biblischen Darstellungen aus dem 18. Jahrhundert verziert ist.
Zwischen 1434 und 1457 erhielt Kirchhain wahrscheinlich das Stadtrecht verliehen. Schon früh blühte im Ort der Gewerbefleiß auf, und so trug das Handwerk auch entscheidend zum Reichtum der Stadt bei. Noch heute zeugt der denkmalgeschützte Markt mit dem prächtigen, den Bürgerstolz repräsentierenden, nach einem Brand 1680- 1682 wiederaufgebauten Rathaus, von der einstigen ökonomischen Größe der Stadt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Gerberhandwerk zum beherrschenden Wirtschaftsfaktor in Kirchhain. Das weiche, saubere Wasser der Kleine Elster eignete sich besonders gut für die Vorarbeiten des Gerberprozesses, aber auch für das Gerbverfahren selbst.
Mit dem Anschluss an den Postverkehr 1653, der Anstellung eines hauptamtlichen Postvorstehers 1871 und der Errichtung einer Telegraphenbetriebsstelle 1875 wurde es noch einfacher. Nachrichten austauschen und Kontakte, die für den Auslandshandel unabdingbar waren, zu knüpfen. Ein interessantes Denkmal der sächsischen Postgeschichte, das hieran erinnert, die Kursächsische Postmeilensäule, befindet sich auf dem Schützenplatz. Der Obelisk wurde 1736 hergestellt und 1996 liebevoll restauriert. Seinen Hauptschmuck bilden die Wappenschilder mit den vergoldeten Kronen des Kurfürstentums Sachsen und des Königreichs Polen. Die ökonomische Entwicklung Kirchhains wurde also in nicht unerheblichem Maße durch den Anschluss der Stadt an das Post- und Eisenbahnnetz befördert. Die günstigen infrastrukturellen Voraussetzungen bewirken ein Aufblühen des Gerberhandwerks, sodass, mit fast 100 Gerbereien um 1900, sich die Stadt zu einem der wichtigsten Produktionsstandorte für Schafleder in Deutschland entwickeln konnte.
An die vorindustrielle Lederherstellung erinnert das in Europa einzigartige Weißgerbermuseum, eine Sammlung exotischer Leder und Felle, kostbare Doberluger und Kirchhainer Zinnwaren, eine Schuster- und Gesellenstube sowie die jeweils aktuelle Sonderausstellung können besichtigt werden. Das moderne Gerben wird den Besuchern in der Technischen Ausstellung, nur wenige Meter vom Haupthaus entfernt, mit Hilfe einer kompletten Produktionsstrecke, veranschaulicht.
Sehenswert und darüber hinaus in Doberlug-Kirchhain die Schul- und Volkssternwarte, der Atelierhof in Werenzhain sowie in Trebbus das Mühlenmuseum. Über die Landstraßen, Wander- und Reitwege lassen sich Abstecher zum Naherholungsgebiet Bad Erna oder in die Ortsteile der Stadt problemlos durchführen. Die beste Möglichkeit auch die Bürger Doberlug-Kirchhains kennenzulernen, ist die Teilnahme am ungewöhnlich regen Vereinsleben in der Stadt.