Kostenstreit zum Schwimmbecken
Stadtverwaltung und Fraktionen suchen nach "goldenem Mittelweg" für die Schwimmhalle
Am morgigen Mittwoch wollen die Stadtverordneten zu Potte kommen und über die Zukunft des Lehrschwimmbeckens im Doberluger Sportzentrum entscheiden. 2010 ist die Halle im 70er-Jahre-Charme zum Zwecke der Haushaltskonsolidierung auf die Streichliste gesetzt worden. Nach notdürftigen Reparaturen wiederaktiviert, steht jetzt die Frage im Raum, wie viel die Stadt investieren will, um sie für die Zukunft fit zu machen.
Unterschriften, Umfragen und eine offensive Öffentlichkeitsarbeit haben einen deutlichen Druck aufgebaut, damit sich die Abgeordneten für das Lehrschwimmbecken – 1,50 Meter tief und 16,66 Meter lang – aussprechen. Die gewünschte Wirkung ist eingetreten. Die Mehrheit der Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses will Schwimmunterricht und Schwimmspaß weiter in der Stadt ermöglichen. Auch der Vorschlag aus dem städtischen Finanz- und Liegenschaftsservice geht in diese Richtung: Das Lehrschwimmbecken könnte unbefristet weiter betrieben werden. 2012/13 sollten zweimal 200 000 Euro investiert werden, um eine langfristige Nutzung zu sichern. Die Summe basiert auf Mängelhinweisen aus dem TÜV-Protokoll und Kostenvoranschlägen.
Der Arbeitsgruppe Schwimmbad, die einen akribischen Abschlussbericht als Entscheidungshilfe vorgelegt hat, erscheint diese Summe aber zu hoch. Das erklärte Lutz Kilian (SPD/FDP), der auch in dem Gremium mitgewirkt hat. Aus Angst vor einer zu langen baulichen Zwangspause, die die angeworbenen Nutzer, darunter sechs Schulen mit 13 Klassen, wieder vertreiben könnte, sollten in diesem Jahr laut Kilian nicht mehr als 85 000 Euro in die Halle gesteckt werden. Genaueres müsse der Fachausschuss diskutieren. Ein Beschluss mit fester Investitionssumme sei jetzt nicht notwendig.
Gert Fest konnte dem nicht folgen. Er habe bei "längerer Sicht Bedenken", spreche aber nur für sich, weil es bei der WBU-LUN keinen Fraktionszwang gebe. Für ihn sind bei allem Fleiß der Arbeitsgruppe "die negativen Aspekte nicht ausreichend berücksichtigt" worden. Mit Blick auf die Sängerstadtregion stellte er die Frage, ob jeder Kirchturm sein Schwimmbad braucht.
Auch die CDU-Fraktion will nicht so tief in die Stadtkasse greifen. Das erklärte Thomas Boxhorn. 50 000 Euro sollten genügen, so die Vorstellung der Christdemokraten, die das Schwimmbecken "mit weniger Geld weiterbetreiben" wollen. Boxhorn erinnerte, dass trotzdem noch jährlich 90 000 Euro für die laufenden Kosten aufzubringen sind.
Bürgermeister Bodo Broszinski (FDP) verwies auf "die Sicherheit der Besucher als oberstes Prinzip", unvorhersehbare Folgekosten und den Beschluss von 2010, wenn festgelegte Sparziele nicht erreicht werden, nach Alternativen zu suchen.
Als der CDU-Vorschlag keine Mehrheit fand, zog Kilian seinen Antrag zurück. Doch auch der Vorschlag der Verwaltung bekam keine Mehrheit und wird wohl bis morgen abgeändert werden.
Die Sitzung der Stadtverordneten beginnt am Mittwoch um 18 Uhr im Refektorium.
Von Heike Lehmann, erschienen in der Lausitzer Rundschau am 24.04.2012