Nackte Frauen bevölkern Museum
Sonderausstellung in Doberlug-Kirchhain zeigt ,,Akte im Steinbruch" von Matthias Müller
Was haben nackte Frauen im Museum zu suchen? Ganz einfach: Sie zeigen die Schönheiten der schroffen Natur eines Steinbruchs und sich selbst. Beides zusammen heißt "Akte im Steinbruch" und ergibt auf vierzig Fotos von Matthias Müller eine reizvolle und ansehenswerte Exposition im Doberlug-Kirchhainer Weißgerbermuseum. Die Sonderausstellung ist bis zum 28. Mai zu sehen.
Schnell wurde zur Vernissage am Dienstagabend beim Betrachten der Fotos klar: Hier geht es nicht um sexuelle Anmache, sondern der Amateurfotograf, der studierter Historiker und Leiter des Museums Steinarbeiterhaus in den Hohsteiner Bergen unweit von Leipzig ist, hat seine Modelle mit der schroffen und kantigen Natur als reizvolles Beziehungsgeflecht dargestellt.
Weißgerber-Museumsleiter Dr. Andreas Hanslok hob in seiner Laudatio hervor, dass es Müller gelungen sei, selbstbewusste junge Frauen in betonter Natürlichkeit ,,als Wesen der Natur" mit seiner von Vitalität und Sinnlichkeit geprägten Bildsprache in Szene gesetzt zu haben.
Patrick Schülzke und Philipp Nützler ließen bei der Eröffnung romantische Popsongs zu den Aktfotografien erklingen.
Faszination SteinbruchDen besonderen Reiz der großformatigen Farbfotos, so nahmen die meisten Besucher der Ausstellungseröffnung wahr, strahlen die Fotos dazu durch den ausgeprägten Sinn des Fotografen für Sinn und Licht und seinen Blick sowohl für die Schönheiten der Frauen wie auch für die Faszination Steinbruch aus. Humorvoll konterkariert Müller, der seit 1976 der Fotografie als Hobby frönt, auf etlichen Fotografien mitunter die Naturkulisse mit Verfremdungselementen wie dem rotem Sofa im Steinbruch. Die Arrangements der Frauen in der Kulisse sind zumeist gelungen, auch wenn es auf einigen Fotos etwas vordergründig erscheint.
Die Besucher hatten am Dienstagabend sichtbar Freude an den künstlerischen Aktfotografien und kamen selbst mit dem Künstler und Katrin Hirsch als einem seiner Modelle ins Gespräch. Über die intensive Naturfotografie sei er zur Aktfotografie gekommen, angeregt durch Spindfotos der Arbeiter im Steinbruch, erzählt er. ,,Das kann man doch besser und ästhetischer ins Bild rücken", fühlte er sich herausgefordert.
Anfängliche ScheuDie Ausstellung zeigt, er ist der Herausforderung gerecht geworden. Schwierig sei, die Amateurmodelle zu finden und mit ihnen zu arbeiten, erzählt er. ,,Mich hat er zweimal angesprochen", schmunzelt Katrin Hirsch, die seine Nichte ist. Nach anfänglicher Scheu habe die Arbeit vor allem Freude gemacht.
Müller, der auch Vorsitzender des Heimatvereins Hohberg ist, legt Wert auf die Feststellung, dass alle Fotos mit analoger Technik aufgenommen und nicht am Computer bearbeitet wurden. An Ausstellungen der Akte habe er gar nicht gedacht, sich dann damit zu seinem 50. Geburtstag vor vier Jahren im eigenen Museum selbst ein Geschenk gemacht. Seitdem ist die Ausstellung ein Selbstläufer. Zum Glück für die Besucher des Weißgerbermuseums ist auch Dr. Hanslok auf die Ausstellung seines Kollegen aufmerksam geworden.
Also auf ins Museum, so oft gibt es dort nicht nackte Frauen zu sehen.
Von Jürgen Weser, erschienen in der Lausitzer Rundschau am 30.03.2012